Herr Schneck, wie nehmen Sie die Digitalisierungsbestreben Ihrer Kunden aktuell wahr?
Wenn wir den internationalen Vergleich nehmen, haben die DACH-Märkte tatsächlich noch Aufholbedarf. Bei uns wird über Digitalisierung gesprochen, obwohl die Definition nicht immer klar ist. Welches Ziel verfolgt ein Unternehmen mit der Digitalisierung und bezogen auf welchen Bereich? Worin liegt denn der erwartete echte Mehrwert der Digitalisierung?
Dieser liegt unserer Auffassung darin, dass man wertschöpfungsrelevante Daten und Prozesse so intelligent miteinander vernetzt, dass man an Schnelligkeit, Unabhängigkeit und Flexibilität gewinnt. Eben damit ein Unternehmen je nach Bedarf, je nach aktueller politischer Situation, je nach Ressourcenverfügbarkeit, schneller und effizienter agieren und reagieren kann. Wenn man das nicht rechtzeitig erkennt, könnte man irgendwann von rechts und links überholt werden.
Wie fördert CENIT den digitalen Wandel im Unternehmen?
Zunächst dadurch, dass wir die Ganzheitlichkeit der Digitalisierung in unserem Lösungsangebot aktiv vorantreiben. Und das bedeutet dann natürlich auch, dass wir unsere Markt- und Branchenansprache anpassen werden. Wichtig ist, dass bei der Beratung, die Kollegen die Branchensprache sprechen und unsere Lösungen auf die Kundenanforderungen in dem Segment anpassen können.
Unter diesen Vorzeichen hat CENIT im April 2022 eine Mehrheitsbeteiligung an der ISR Information Products erworben. Die Company ist Teil der CENIT Gruppe, die nun rund 1.000 Mitarbeiter weltweit zählt. Jährlich nehmen Sie sich auch zukünftig 1-2 M&A-Aktivitäten vor. Was bedeutet das für die zukünftige Entwicklung der CENIT?
Zunächst, dass wir einen klaren Onboarding-Prozess entwickeln werden – für dieses und weitere Unternehmen, die wir in Zukunft akquirieren. Wir haben dazu das Programm „CENIT 99“ ins Leben gerufen: Das Wort Onboarding ist bewusst gewählt, weil wir nicht alle Unternehmen unserer M&A-Aktivitäten integrieren werden. Einige, z.B. die aufgrund ihrer Branchenexpertise zu uns dazukommen, werden bewusst als selbstständige Unternehmen weiter agieren. Bei Akquisitionen bezüglich der technologischen Expertise, die wir über alle Bereiche der Gruppe wirksam werden lassen können, kann es dann natürlich auch zu einer vollen Integration kommen.
Trotz aktiver M&A-Strategie wollen wir unsere jedoch Ausrichtung, nämlich das Digitalisierungsdenken verbunden mit der Nachhaltigkeit – aber auch unsere Kultur, das familiäre Miteinander – im Fokus behalten. Deswegen werden wir nicht mehr als zwei Unternehmen im Jahr akquirieren, um unsere Kultur nicht zu verwässern.
Bezüglich der M&A-Strategie werden wir anhand von klaren Such-Profilen analysieren, wer zu unserer Strategie der nachhaltigen Digitalisierung passt. Das heißt, wir denken nicht nur technologisch. Es geht um ein ganzheitliches Denken, mit dem wir unsere Position im Markt so stärken, dass wir verschiedene Branchen in Zukunft miteinander verbinden können und werden. Da werden wir sicherlich auch ein Bindeglied werden, was es heute so auch noch nicht gibt. Es ist ein Riesenpotenzial für die CENIT.
Die größte Herausforderung für uns ist jedoch, die richtigen Kollegen*innen zu finden. Denn dieses Potential müssen Menschen heben. Dafür werden wir Talente in unserem Unternehmen identifizieren und sie darauf vorbereiten, in einem akquirierten Unternehmen eine Führungsaufgabe zu übernehmen und unser Bindeglied zu sein. Somit haben die Kolleg*innen erhebliche Aufstiegschancen und können in neuen Branchen, an anderen Standorten weltweit Erfahrung sammeln und sich unter Beweis stellen.
Blicken wir ein bisschen weiter. Wo sehen Sie CENIT in fünf Jahren?
Schauen wir zuerst drei Jahre nach vorne – auf das Ziel unseres Strategieprogramms „CENIT 2025“: Hier streben wir einen Umsatz von 300 Millionen Euro mit einem EBIT von 8 bis 10 % an. Über das Alleinstellungsmerkmal der Zusammenarbeit der fünf Geschäftsbereiche in der Digitalisierung werden wir diese Ziele auch erreichen.
Wenn ich jetzt den Zeitraum der fünf Jahre, also bis Ende 2027, betrachte, dann erhoffe ich mir natürlich, dass wir auf die 500 Millionen Euro Umsatz zusteuern und auch ein EBIT von deutlich über 10 % aufweisen. Denn das wäre die natürliche Folge der nachhaltigen Digitalisierung.