Als neuer CEO triffst du aktuell in den Büroräumen nur den kleineren Teil der CENIT- Mitarbeiter*innen an. Viele verbringen Corona bedingt die meisten Arbeitstage im Homeoffice. Wie organisierst du in dieser Situation das gegenseitige Kennenlernen?
Um die fehlenden Begegnungen in der CENIT-Lounge auszugleichen, gehe ich durch die Büros und suche den Austausch. Das mache ich ohnehin gerne. Wir Rheinländer gelten ja als kontaktfreudig – sonst fehlt mir etwas.
Darüber hinaus organisiere ich das Kennenlernen und habe mich mit Kolleginnen und Kollegen verabredet. Wir finden immer Möglichkeiten, die Distanz zu überbrücken. Im Jahr zwei der Pandemie ist ein Webmeeting kein Hinderungsgrund mehr, sich entspannt und offen auszutauschen.
Falls uns Corona im Weg ist, nutzen wir daher Teams. Denn selbstverständlich geht Gesundheit vor und ich respektiere es, wenn jemand ein Remote-Treffen vorzieht. Das ist für mich vollkommen in Ordnung.
Gemeinsam mit Kurt Bengel bin ich außerdem gereist, sowohl innerhalb Deutschlands als auch zu unseren internationalen Standorten, wo das möglich war. Diese Staffelübergabe konnten wir an unseren wichtigen Standorten in Frankreich und USA organisieren. Rumänien folgt in Kürze. Japan und China mussten wir wegen der Pandemie noch am PC organisieren.
In dieser Weise durfte ich von inspirierenden Begegnungen mit den Menschen der CENIT profitieren und habe mir ein Bild gemacht.
Wie würdest du die Kultur der CENIT beschreiben? Was macht uns aus als Partner in der Digitalisierung aus?
Im Markt ist viel die Rede vom Trusted Advisor. Die CENIT gehört seit Jahren zu den Playern, für die das Alltag ist! Genau diese Rolle nehmen wir ein. Nicht umsonst betreuen wir bedeutende Unternehmen kontinuierlich über Jahre und Jahrzehnte.
Zur Eigenschaft und Fähigkeit, als Partner der Digitalisierung zu wirken, kommt eine gewisse Bodenständigkeit. Die ist gut und richtig, denn daraus speist sich unsere Macher-Qualität und Hands-on-Mentalität. Aber wir neigen teilweise dazu, etwas zurückhaltend aufzutreten.
Vielleicht hilft uns da eine Portion Internationalisierung. Wir verhandeln auf Augenhöhe mit wichtigen Entscheidern in unseren Märkten, sowohl auf Kundenseite als auch bei Partnern – das dürfen wir nach außen sichtbar machen.
Was hat dich daran gereizt, gerade diesem Unternehmen vorzustehen?
Einmal gibt es die Perspektive des Portfolios. Ich bin schon immer ein großer Fan erklärungsbedürftiger Software-Produkte gewesen, das zieht sich durch meine ganze Karriere.
Und dann erkenne ich bei CENIT Voraussetzungen für einen sehr guten Unternehmenserfolg. Ich nehme die hohe Expertise wahr. Zur fachlichen Exzellenz und den Best-in-class-Lösungen kommt eine beeindruckende Kunden-Klientel. CENIT betreut europäische und teilweise auch weltweite Hidden Champions bis zu Global Playern wie Daimler, Airbus und Allianz.
Das alles ergibt ein sehr spannendes Fundament, um mit unseren Mitarbeitenden die nächste Wachstums-Stufe anzugehen. Eine solche Herausforderung reizt jede Führungskraft!
Du hast eine international geprägte Leadership-Biographie. Wie werden die CENIT und ihre Stakeholder davon profitieren?
Das hat je nach Stakeholder verschiedene Aspekte und ich greife einige heraus, angefangen mit den Kunden.
In Deutschland tendieren wir im B2B-Umfeld dazu, unsere Begeisterung für die Technik in den Mittelpunkt zu stellen. Was dabei zu kurz kommen kann, ist den Kundennutzen zu vermitteln. Warum jemand eine bestimmte Investition tätigen soll. Das ist eine Herangehensweise, die ich aus dem angloamerikanischen Raum mitbringe. Dort steht im Mittelpunkt, welche Erleichterung beziehungsweise Verbesserung der Softwarekauf bringt. Und diese Punkte muss ich benennen.
Vom Kunden her zu denken verlangt auch, dass wir unsere Geschäftsbereiche und Kompetenzen zusammen sichtbar machen und damit alle Entwicklungschancen positionieren, die sich für Unternehmen bieten, die wir begleiten.
Die Aufgabe Silos aufzulösen, sehe ich ebenfalls bei den CENIT-Mitarbeitenden in der ganzen Welt: Wir verstehen uns als Einheit. Wir nehmen unsere Internationalität wahr und nutzen sie als positive Chance. Ich selbst bin familiär so geprägt und habe im Beruf erlebt, wie bereichernd ein kultureller Austausch ist. Diesen Impuls möchte ich als Spirit für die Entwicklung einer CENIT-internen Community weitergeben.
Wo ich in der Führung ebenfalls eine internationale Sichtweise mitbringe, ist der Austausch mit strategischen Partnern sowie mit Investoren, Banken und weiteren Kapitalmarktinstitutionen.
Bei den Partnern gilt, dass das Bewusstsein für die gemeinsame Sache wächst, wenn man eine globale Perspektive einnimmt. Das ist ein Zusammenhang, in dem man sich auf Augenhöhe begegnet.
In Bezug auf den Kapitalmarkt ist mein Stil ebenfalls angloamerikanisch geprägt. Ich pflege eine transparente Kommunikation. Es ist für mich selbstverständlich darüber zu sprechen, woran wir arbeiten, welche Werte wir schaffen und was vielleicht gerade nicht läuft. Damit stärken wir Vertrauen, binden Investoren und ziehen neue an.
Wo ich CENIT insgesamt an einen weltweiten Standard heranführen möchte, ist der Umgang mit ESG-Richtlinien. Unsere Position und das Reporting zu den Herausforderungen „Environmental“, „Social“ und „Corporate Governance“ sind fundamental, sowohl für unsere Bewertung auf dem Kapitalmarkt als auch auf dem Arbeitsmarkt.
Talente hinterfragen, wofür ein Unternehmen steht. Sie wollen nicht irgendein Produkt und einen 9-to-5-Job machen. Sie gleichen den übergeordneten Purpose ab und wollen sich wiedererkennen, in dem was sie tun: „Bei CENIT treibe ich die Digitalisierung in der Fertigungs- und Finanzindustrie voran. Für das Flugzeug da oben hat meine KI die Montage vereinfacht und die Versicherungs-App auf dem Handy meines Nachbarn stammt von meinem Team.“
Welche Ziele hast du dir gesetzt – persönlich als CEO und für das Unternehmen? Wie würdest du deine Vision beschreiben?
Im Leadership-Team haben wir gerade einen Prozess abgeschlossen, der unsere CENIT Vision stärkt. „Wir sind der Champion für die Digitalisierung von Prozessen in Produktentstehung und Dokumenten-Logistik“, lautet einer der Leitsätze, hinter denen wir uns versammeln.
Auf diese Vision hin bündeln wir unsere Kräfte. Wir stellen uns für einen Entwicklungspfad zu einem EBIT von rund 10 Prozent auf. Das ist die Zielmarke. Unser Wachstum wird dabei nicht allein organisch erfolgen, sondern auch durch Zukäufe. In den nächsten fünf Jahren zunächst im europäischen und amerikanischen Raum und danach ggf. auch in weiteren Märkten.
An mich selbst stelle ich den Anspruch, CENIT als ein Unternehmen zu führen, in dem die Mitarbeitenden mit Freude arbeiten. Das hat aus meiner Sicht zwei Perspektiven.
Zum einer die Erfolgsperspektive: Die meisten Menschen wollen in einem prosperierenden Umfeld arbeiten. Das muss man sich immer wieder vor Augen halten. Wo das Wachstum stimmt, ist jeder gerne mit dabei.
Der zweite, ergänzende Aspekt ist, dass jeder Mitarbeitende seinen individuellen Unternehmens-Beitrag auch erkennen und dem Unternehmensziel zuordnen kann. Ich muss wissen, wie wichtig es ist, was ich jeden Tag mache und wie das auf die CENIT-Vision einzahlt. Ich bin überzeugt, dass das Flow erzeugt, reine Freude, die zusätzliche Kräfte freisetzt. Zielvorgaben oder ähnliches motivieren nur bedingt, diese Extrameile zu laufen. Es ist ein großer Unterscheid, ob ich etwas gerne mache, weil ich davon überzeugt bin und weil es Spaß macht. Und das müssen wir bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auslösen. Bei CENIT sollen die Menschen die Lebenszeit, die sie einzahlen, für sich als sinnvoll erachten.
Als weiteres Ziel setze ich mir, dass ich ein Team schaffe, das so gut ist, dass ich überflüssig werde. Und wenn ich dann an das Ende meines Arbeitslebens komme, kann ich CENIT an eine*n bessere*n Nachfolger*in übergeben. Jemand, der das Unternehmen auf die nächste Stufe hebt und weiter geht, als ich das vielleicht vermocht habe.
Von welchen Markttrends soll CENIT verstärkt profitieren?
Da nenne ich zunächst die Cloud-Technologie, die auch in Deutschland inzwischen bei Entscheidern gefragt ist. Die Zurückhaltung, die Ängste und Vorbehalte sind weniger. Viele haben einfach erkannt, dass reine On-premises-Installationen ihre Anforderungen an Business-Prozesse nicht mehr ausreichend unterstützen. Es gilt, andere Wege zu finden und die führen in die Cloud. Die Kostenvorteile nimmt man zusätzlich mit.
Den Schritt in die Cloud können wir für den Produktentstehungsprozess und für die Dokumenten-Logistik vollumfänglich beraten und umsetzen – da sehe ich uns zum passenden Zeitpunkt genau richtig positioniert.
Das gilt in gleicher Weise für den Trend zur Digitalisierung generell. Den Wandel der Privatwirtschaft verstärken aktuell mehrere Katalysatoren: sicherlich die Corona-Pandemie, staatliche Förderprogramme für den Anschluss der Wirtschaft an das digitale Weltmarktniveau sowie der informationstechnische Umbau des Gemeinwesens in den Industrienationen, der nun endlich angegangen wird.
Unternehmen suchen also verstärkt den Trusted Advisor und hier sehe ich uns, wie gesagt, für die Fertigungsbranche sowie die Finanz- und Versicherungsindustrie bestens aufgestellt.
Ein Thema, das wir tatsächlich stärker einbringen werden, ist Robotic Process Automation, also RPA, in Kombination mit künstlicher Intelligenz. Da nehme ich für die meisten unserer Zielmärkte ein enormes Potenzial wahr.
Für deine Vision brauchen wir ein inspiriertes und tatkräftiges Team. Wie andere Unternehmen suchen auch wir Verstärkung. Als neuen CENITler gefragt: Was spricht dafür, sich in jedem Fall für uns zu entscheiden?
Ich kenne nur sehr wenige Unternehmen im Markt – und damit meine ich nicht nur Deutschland, sondern international – die ein so zukunftsorientiertes Portfolio haben. Bei CENIT arbeiten wir an Zukunftsaufgaben der Digitalisierung und das in Experten-Teams, die diese Themen auf einem Niveau bearbeiten, was seinesgleichen sucht. Daran Teil zu haben, spricht alle an, die für spannende Aufgaben brennen.
Dazu kommt, dass wir jetzt gerade an einer Schwelle der Veränderung stehen. Das ergibt sich schon durch den Markt und seine besonderen Chancen. Ich habe einige Ideen, und es wird einen Wandel geben. In einem solchen Umfeld ergeben sich automatisch eine Menge Aufstiegschancen durch die vielen Aufgaben, die auf uns zukommen. Und das in einem internationalen Umfeld! Das würde ich mir als Bewerber bestimmt nicht entgehen lassen!