Nun interessiert es, wie weit die CENIT mit diesem Vorsatz ist?
Horst Heckhorn: Meiner Meinung nach sollten wir einen Schritt früher ansetzen und mehr als nur die Verbindung von Daten betrachten: Will man eine Nachhaltige Digitalisierung erreichen, gilt es für Unternehmenslenker neben dem Thema Profitabilität zwei weitere Kernziele im Unternehmen zu verfolgen: Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Das sind drei Ziele, die ein Unternehmen heute in eine Balance kriegen muss. Was hier für Unternehmen wichtig ist, ist auszuloten, wo Profitabilität, Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit sich gegenseitig bedingen.
Und wenn wir jetzt überlegen, was wir dazu beitragen können, dann ist es genau das klassische Kerngeschäft, in dem wir aktiv sind – nämlich diese Durchgängigkeit von Daten und Prozessen etablieren.
Warum klappt das heute in vielen Unternehmen noch nicht? Weil beispielsweise die Daten aus der Entwicklung und dem Engineering ihrer Produkte in einem System sind, die betriebswirtschaftlichen Daten in einem anderen. Unser Ziel – und auch unsere Expertise – besteht genau darin, diese beiden Plattformen und Systeme so zusammenbringen, dass die miteinander einen Datenpool bilden. So bringen wir Unternehmen in die Lage, Dinge zu tun, die alle drei Unternehmensziele bedienen. Deswegen behaupte ich, wir sind da schon seit Jahren dabei, etwas sehr Wesentliches zu tun, was auf alle drei Unternehmenskonten einzahlt.
André Vogt: Auch im Enterprise Information Management Bereich ging es schon immer darum, Daten und Informationen an die richtige Stelle im Wertschöpfungszyklus zu bringen. Das ist nach wie vor unsere Kernaufgabe, die sowohl im Bereich Analytics wie auch im Umfeld Dokumentenlogistik stattfindet. Neu ist das Potenzial, durch Technologien wie Künstliche Intelligenz Daten aus der Analytics-Welt mit der Dokumentenlogistik-Welt zu vernetzen – um Unternehmen Chancen zu eröffnen, ihre Ressourcen noch besser zu nutzen.
Martin Grunau: Im Bereich der Digitalisierung sind wir bereits seit 35 Jahren tätig und konzentrieren uns auf die Integration von Prozessen, Systemen und Datensilos. Unser Ziel war es stets, Innovationskraft mit Hilfe von 3D in den Mittelpunkt zu stellen. Die Transformation von Handzeichnung hin zum drei-dimensionalen digitalen Konstruieren hat Unternehmen geholfen widerstandsfähiger ihre Ideen zu verwirklichen. Das ist eine Form von Nachhaltigkeit. Heute stellt sich die Frage mehr denn je welche Rolle CENIT ganz speziell zum Thema Nachhaltigkeit spielen soll. Ich bin der Überzeugung, dass unser Hauptaugenmerk auf den klimaschonenden Aspekten liegen muss: zum Beispiel die Optimierung von Produktionsprozessen oder der Reduktion der Verwendung von toxischen Materialien in Produkten. Dadurch helfen wir unseren Kunden nicht nur effizienter zu werden, sondern auch nachhaltigere Praktiken zu adoptieren.
Jens Fetzer: Die Optimierung von Prozessen ist ein wichtiger Punkt: Wenn wir beispielsweise durch offline-Programmierung Anlagen effizienter auslasten, sorgen wir auch für eine nachhaltigere Produktion, weil wir weniger Energie nutzen, weniger Material benötigen und die Energie für den eigentlichen Produktionsprozess – und nicht fürs Ausprobieren – nutzen. Dieses Ergebnis ist die Ergänzung des eigentlichen Unternehmenszwecks: Prozesse optimieren, schneller und besser gestalten, Zykluszeiten sparen. Erstaunlicherweise ist es so, dass die Unternehmen, die einen Fokus darauf legen, automatisch effizienter und nachhaltiger in den Abläufen sind.
Horst Heckhorn: In den allermeisten Unternehmen ist unendlich viel Potenzial, das nur deshalb nicht gehoben wird, weil ihnen heute noch die technologischen und prozessualen Unterstützungsmöglichkeiten fehlen, die Konsequenzen ihres Handelns abschätzen zu können – oder Alternativen anzuwenden, die ihnen konkrete Lösungen bringen.
Martin Grunau: Wir haben allerdings bereits Kunden, die unsere Fähigkeiten in dieser Hinsicht angefragt haben. In unserem kürzlich veröffentlichten Whitepaper haben wir deutlich gemacht, wie einige Kunden ihre Prozesse zum Thema Nachhaltigkeit verändert haben. Es gibt klare Beispiele dafür. Allerdings sind diese Beispiele häufig sehr punktuell und noch nicht ganzheitlich genug. Ich glaube, was wir heute tun und was Kunden gewillt sind zu sagen, ist: wir haben Teiloptimierungen vorgenommen. Die Herausforderung liegt aber in der Gesamtheit des Prozesses. Ein End-to-End-Nachhaltigkeitsprojekt kenne ich heute in der Tat nicht bei CENIT.
Horst Heckhorn: Ein digitaler End-to-End-Nachhaltigkeits-Prozess, können wir das? Sorry, das kann wahrscheinlich noch keiner. Was wir aber sicher können: Wir können an konkreten Stellen konkrete Lösungen liefern, die konkrete Ergebnisse bringen. Also Beispiele, bei denen man sagen kann, da werden weniger Prototypen gebaut, und so weiter. Das können wir leisten. Und ich denke, es macht uns viel glaubwürdiger, wenn wir solche konkreten Szenarien aufzeigen mit konkreten Ergebnissen, die man erzielen kann.
Jens Fetzer: Das stimmt. Diese konkreten Stellen, können wir als CENIT – mitsamt ihrer Töchter – allerdings bereits jetzt disziplinübergreifend weiter denken.Ein Beispiel: Gemeinsam mit unseren Kollegen von PI Informatik arbeiten wir aktuell an einem Projekt bei einem Automobilhersteller, im Rahmen dessen wir mit einem sogenannten Onsite-Editor den Kunden in die Lage versetzen, laufende Produktionsprogramme nachzueditieren, zu korrigieren und wieder einzuspielen – ohne die Produktion zu unterbrechen. Das bilden wir komplett digital ab. Und wenn man solche Aspekte beispielsweise durch Data Analytics oder KI früher erkennen kann, wird der Anwender noch gezielter und frühzeitiger auf die Problemlösung hingewiesen. In diesem gemeinsamen Ansatz sehe ich schon Potenziale, um Prozesse bei Unternehmen durchgängiger, verzahnter und nachhaltiger zu gestalten.