KI von Synergeticon befähigt zur Interaktion mit der Umgebung
Das Start-up ist heute ein etablierter Systemanbieter für industrielle KI. Die IT-Lösungen von Synergeticon unterstützen die Digitalisierung von Prozessen indem sie in Echtzeit ein Modell der jeweiligen Industrieumgebung generieren. Reale Welt und Modell sind dabei über eine Plattform so reaktionsschnell verbunden, dass eine sichere Interaktion mit der Umgebung möglich ist.
Eine besondere Stärke der Künstlichen Intelligenz von Synergeticon ist die Objekt- und Eventerkennung in den Daten bildbasierter Systeme wie Kameras und 3D-Sensoren. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Drohnenbilder verbessern die Wartung der Raffinerie, die Werkbank-Kamera liefert Daten für eine adaptive Steuerung des Cobots, 3D-Sensoren am Werkstück erlauben die In-Line-Korrektur von Maschineneinstellungen, etc.
Retention-Strategie: Persönliche Entfaltung für Technikbegeisterte
Die fertige Plattform soll Unternehmen ihre Digitalisierung erleichtern. Sich selbst machen es die Experten von Synergeticon absichtlich etwas schwerer. Das gehört zur Retention-Strategie, denn zum Finden gehört auch das Halten der Besten.
Küstner und Erdelmeier sind dabei so entschieden im Handeln, wie man sie bei vielen Themen erlebt. Die Mitarbeiter sollen ihre KI- und Technologie-Begeisterung ausleben können. Und das heißt, akquiriert wird, was außer Arbeit auch viel Spaß macht: „Wir nehmen nur interessante Projekte an, Aufgaben, die wirklich herausfordernd sind. Synergeticon soll für uns alle wie eine eigene Fach-Community funktionieren mit Anschluss an neustes Wissen und an die Forschung.“
Erfolgreicher Aufstieg – gut vernetzt, aber als Unternehmen autonom
Dass mit der Wohlfühl-Atmosphäre für KI-Thoughtleader hat offensichtlich geklappt, denn vier Jahre nach der Gründung stand Synergeticon 2019 bei der Leistungsmarke von 1,2 Millionen Euro. Dass es dieses Jahr 2 Millionen Euro werden, könnte nur noch Corona verhindern – man wird sehen.
Wie ihre Adresse ZAL TechCenter in Hamburg-Finkenwerder vermuten lässt, war die Luftfahrtindustrie einer ihrer ersten Branchen-Schwerpunkte. Sie sind bereits über diesen Markt hinausgewachsen, allerdings, wie Küstner berichtet, ohne Fremdkapital und das soll so bleiben.
Sie verlassen sich lieber auf die guten Ideen ihres Teams sowie das Aufbauen und Pflegen von Partnerschaften. Im Flugzeugbau haben sie mit diesem Vorgehen erfolgreich Fuß gefasst und ein wichtiger Begleiter war dabei CENIT in Hamburg.
CENIT als Start-up Partner
Mit über drei Jahrzehnten Branchenerfahrung und bei den großen OEMs als Tier-1-Lieferant für IT-Lösungen gesetzt, konnte CENIT den Jung-Unternehmern Türen öffnen. Küstner hebt hervor, dass sich Synergeticon dabei als Partner auf Augenhöhe behandelt fühlt: „CENIT sieht die langfristige Perspektive und das spürt man. Wir erhalten wertvolle Unterstützung, sowohl konkret durch die Vermittlung relevanter Ansprechpartner als auch mit Tipps, wie wir uns in der Konzernstruktur des Flugzeugbauers positionieren.“
Auf diese Weise sind sie auch in ein digitales Schlüsselprojekt eingebunden worden, das bei CENIT von Thomas Dulz begleitet wird. Seine Idee war es, die KI-Spezialisten von Synergeticon ins Spiel zu bringen. „Im Flugzeugbau verändert sich enorm viel und das begleiten wir nicht nur in konkreten IT-Projekten sondern auch als Ideengeber. Bei CENIT halten wir daher engen Kontakt sowohl zur angewandten Forschung als auch zur Start-up-Szene.“
Effizienter zur zertifizierten KI
Was Synergeticon zum empfehlenswerten KI-Partner für OEMs macht, ist über die Qualität ihrer IT-Lösungen hinaus die Effizienz, mit der das Start-up Kunden zu robusten Algorithmen begleitet.
Viele Unternehmen sehen heute in einem solchen Projekt kein eingehegtes Zukunftsexperiment mehr, sondern zielen auf das ROI-Potential im Regelbetrieb. Dazu muss die KI einen Standard erreichen, der einer entsprechenden Zertifizierung standhält.
Also geht es auch darum, wie lange es dauert bis die Künstliche Intelligenz richtig angelegt, angelernt und getestet worden ist. Und da hat Synergeticon aus Sicht von Küstner einen technologischen Vorteil beim Aufbau der Trainingspipeline zu bieten.
„Bei der Objekterkennung hat man immer ein Problem: Man braucht für die Trainingsdatenbank sehr viele annotierte Daten der Objekte und Events, um die es beim Kunden geht. Unser Vorteil ist, dass wir sehr gut darin sind, solche Daten automatisch zu annotieren, mit wenig manuellem Einfluss. Das heißt, wir sind schneller im Aufbau der Datensets, die man auch benötigt, um die Algorithmen robust zu machen.“
Die User sind nicht im Weg, sondern Teil der Lösung
Küstner ist indes überzeugt, dass jeder Use Case nicht nur technologisch, sondern auch strategisch gelöst werden muss. Und weil die Systeme von Synergeticon oftmals das Arbeitsumfeld in den Kundenunternehmen verändern, ist der Dialog mit den Mitarbeitern dabei von zentraler Bedeutung.
Als Beispiel dient ein Projekt, bei dem Kameras in der Werkshalle den Baufortschritt an den Montagearbeitsplätzen erfassen. Hochsensibel, schließlich wären hier eigentlich Menschen im Bild, die auch noch bei der Arbeit aufgenommen werden.
Die technologische Lösung ist der so genannte „Ghost-Modus“ – die KI sorgt dafür, dass alle Menschen, die die Halle betreten aus dem Bild „radiert“ werden – in den Aufnahmen scheinen sich Rollwagen, Bauteile und Werkzeuge wie von Geisterhand zu bewegen.
Für die erfolgreiche Akzeptanz hat gesorgt, dass Synergeticon die Projektkommunikation nicht als Pflichtübung, sondern als integralen System-Bestandteil angelegt hat. „Wir haben eng sowohl mit dem Betriebsrat als auch mit den Werkern zusammengearbeitet. Das Investment in diesen Dialog lohnt sich in mehrfacher Hinsicht. Die Mitarbeiter fühlen sich mitgenommen und fassen Vertrauen. Synergeticon erhält wertvolle Hinweise, die unsere KI optimiert. Und dadurch wiederum stellt sich bei den Usern ein Gefühl von ′Ownership′ ein, in dem Sinne – wir haben das Produkt mitentwickelt und die Ideen gebracht!“
Zuhören als Wachstumsstrategie
Dass Zuhören im eigenen Geschäftsinteresse liegt, gehört zur Philosophie der Gründer Küstner und Erdelmeier. „Wir haben als Start-up von Anfang an darauf gesetzt, die Lösungen zu entwickeln, die der Markt braucht. Es war nicht so, dass wir ein Produkt hatten und dann losgezogen sind, um die Kunden zu überzeugen.“
Das machen sie bis heute so: „Wir haben eine sehr starke Konzentration auf den Kundenbedarf und setzen viel Zeit ein, genau zu verstehen, welches Problem wir wie lösen sollen.“
Diese Art der Achtsamkeit passt natürlich in die Zeit und ist eine Erfolgsformel, die sie an andere Gründer weitergeben können.
Welcher Tipp wäre dem hinzuzufügen? „Jede Chance nutzen, eine Pause zu machen!“, rät Küstner. „Unternehmertum fordert viel von dir, da wird eigentlich das ganze Leben daran ausgerichtet. Umso wichtiger ist es zu lernen, Auszeiten zu nutzen.“