Patentierter Algorithmus für das CAD-Programm
Die Automatisierer bei Meissner taten sich daher mit den Kollegen aus dem Geschäftsbereich Werkzeuge für Fahrzeugauskleidung sowie der Forschung und Entwicklung zusammen, um der Frage nachzugehen, ob ein Roboter diesen manuellen Verfahrensschritt übernehmen kann.
Unterstützt von Fraunhofer entstand ein Algorithmus für das CAD-Autorenprogramm. Der Algorithmus generiert auf der Oberfläche des 3D-Modells Punkte, die den Aufsatzstellen für das Punzierwerkzeug entsprechen. Jedem Punkt ist ein Punzbearbeitungsschritt mit entsprechenden Attributen zugeordnet wie Position auf der Oberfläche, Ausrichtung der Punze, etc.
Bei der Verteilung und Ausrichtung der Punzen gilt es, verschiedene Rahmenbedingungen zu erfüllen. Zum einen gibt der Kunde eine gewisse Dichte der Punzen vor. Die Abstände einzelner Punzen müssen sich innerhalb eines bestimmten Wertebereichs bewegen. Die Abstände und Richtung der Punzen sollten außerdem eine hohe Varianz aufweisen, so dass ein handwerklicher Eindruck bestehen bleibt. Und schließlich sollte nicht durch bloßes Wiederholen bereits definierter Punktewolken ein ungewolltes Muster entstehen.
Gesucht: Tool für das Maschinesteuerprogramm
Die Mathematik für die Lösung dieser Rechenaufgabe integriert einen Zufallsgenerator, der sich von einem Punkt aus die nächsten Ansatzstellen definiert: „Das können Sie im CAD-Programm anschaulich verfolgen, während das durchgerechnet wird, wie von jedem Punkt ein Impuls ausgeht, der weitere Punkte wie ein Netz über die Fläche legt“, berichtet Kombächer.
Mitte 2019 war die Entwicklung erfolgreich abgeschlossen. Meissner machte sich an den nächsten Schritt – aus den Daten für eine gegebene Roboterzelle ein entsprechendes Maschinesteuerprogramm zu erstellen.
Die ersten Versuche mit einem vorhandenen Tool für NC-Programmierung führten nicht zum gewünschten Ergebnis.
Die Aufgabe bringt einige neue Herausforderungen mit sich. „Das Werkzeug kommt als letzten Fertigungsschritt zum Roboter, das Finishing der Oberfläche ist schon passiert. Es wird danach nur noch gestrahlt, damit die Oberfläche wieder schön aussieht. Kollisionen des Roboters mit der Form sind zu diesem Zeitpunkt zwingend zu vermeiden und das muss auch klappen, wenn es Versprünge gibt“, erklärt Marvin Duchhardt, Applikationsingenieur bei Meissner, der die Zusammenarbeit mit CENIT von Anfang an betreut hat. „Ein Schaden am Werkzeug bringt nicht nur Mehraufwand und Kosten mit sich, wir stehen in diesem Augenblick auch bereits kurz vor Liefertermin und haben keine Zeit für Verzögerungen.“
Roboterleistung: Bis zu 200.000 einzelne Punzierungen pro Werkzeug
Ein weiteres Zeitproblem ergibt sich aus der riesigen Datenmenge, die es zu verarbeiten gilt. „Um einmal die Dimensionen klar zu machen: Wenn wir ein komplettes Werkzeug punzen, dann sind das in etwa 160.000 einzelne Punzierungen“, sagt Duchhardt. „Also müssen bei der Erstellung des Programms auch für 160.000 Positionen Roboterbewegungen programmiert werden, denn unsere Daten beinhalten noch keine An- und Abfahrtsregeln. Wenn Sie jetzt davon ausgehen, dass wir pro Punze mit vier Roboterbewegungen rechnen, dann ist klar, dass deutlich mehr als 100 Punzen auf einmal programmiert werden sollten, damit der gesamte Vorgang nicht zu lange dauert.“
Die Verarbeitung der Daten muss außerdem stabil verlaufen, legt Kombächer nach: „Der Prozess darf nicht ins Stocken geraten, denn wir sind ja wie gesagt knapp vor Lieferung.“